Vom einwöchigen Yoga-Summit auf Schloss Elmau nimmt man immer eine Menge mit nach Hause. Zum Beispiel gehörte Yoga Nidra bei mir in diesem Jahr – neben den üblichen Haltungs-Korrekturen – zu den Mitbringseln. Ich kannte diese Entspannungs-Technik schon vorher und habe sie auch via CD mehrfach ausprobiert. Aber so angenehm wie auf der Elmau habe ich Yoga Nidra noch nie erlebt. Die sanfte und kluge Ranja Weis, einer der „Rising Stars“ der Yogalehrer-Szene, gab zu dem Thema ein paar Stunden und verband es mit herrlich lösenden Yin-Yoga-Haltungen. Nidra bedeutet Schlaf oder Nicht-Bewusstsein. Die Übungen sollen in einen Zustand zwischen Schlafen und Wachen befördern – den sogenannten Alpha-Zustand, eine Art psychischem Schlaf. Das Ziel: vollkommene Entspannung und Regeneration innerhalb kurzer Zeit. 20 bis 30 Minuten dauert eine Session etwa. Und so läuft das Ganze ab:
Zunächst legt man sich bequem mit ausgestreckten Beinen auf den Rücken. Gegebenenfalls wird der Kopf mit einer gefalteten Decke unterstützt, je nachdem, was man bequem findet. Ich nahm mir auch etwas zum Zudecken. Schließlich friere ich leicht. Und es soll so gemütlich und angenehm sein, dass man wirklich ruhig liegen bleiben kann. Ranja ließ uns zunächst einen gedanklichen Vorsatz fassen – irgend etwas, was man gerne ändern möchte oder sich wünscht. Es folgte eine Körperreise von den Händen und den Armen über die Füße und Beine bis zum gesamten Rumpf. Das ist nicht viel anders als beim autogenen Training, wirkt aber irgendwie eindringlicher.
Schließlich stellt man sich erst Gegensatzpaare wie „schwer“ und „leicht“ vor. Und danach Bilder, zum Beispiel ein Gewitter oder den Mond. Warum die Abfolge der Bilder so sein muss wie vorgegeben, konnte ich leider nicht ergründen. Zunächst glaubte ich, dass Helles und Dunkles sich abwechseln. Dann schien es mir, als folge einem fokussierten Blick (etwa, indem man eine Kerze imaginiert) eine Vorstellung von Weite (ein Strand zum Beispiel oder Wellen auf dem Meer). Aber auch das kam nicht hin. Wie auch immer, man sinkt durch diese Bilder tatsächlich in einen äußerst ruhigen Zustand. Einschlafen soll man dabei aber nicht. Was mir bei Ranja auch nicht passierte. Bei einer Yoga-Nidra-CD hingegen habe ich einmal eine ganze Stunde geschlafen, während zwei in sich abgeschlossene Sequenzen vollständig an mir vorbeirauschten. Am Ende ruft man sich noch einmal den Vorsatz ins Gedächtnis und geht dann mit neuer Kraft in den weiteren Tag.
Funktionieren tut diese Technik ganz gut, ich würde sogar sagen, idiotensicher. Yoga Nidra eignet eine ziemliche Intensität, der man schwerlich ausweichen kann. Auf meiner CD hat mich diese eigentlich eher etwas genervt. Mal fand ich die Stimme zu laut, mal zu leise, selten aber vollkommen angenehm. Dank Ranjas freundlicher und leiser Art, verbunden mit dem effizienten Yin Yoga, löste sich dieses Störgefühl auf der Elmau auf. Ich werde dran bleiben. Auf der (leider kostenpflichtigen) Website Yoga Easy gibt es von ihr angeleitetes Sequenzen. Nach einem anstrengenden Tag und vor einer Abend-Unternehmung kann Yoga-Nidra einen regelrecht retten. Frisch kann man nach einer Session wieder durchstarten. Habe ich allerdings mittags eine halbe Stunde Zeit, würde ich immer eine Meditation vorziehen. Oder das klassische „Nickerchen“. Ohne Gewitterbilder oder den Mond (Beitragsbild: Shutterstock).
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