Gewitter am Himmel – Klarheit im Kopf. Fünf Tage Yoga-Summit vor der umwölkten Kulisse des Wetterstein-Gebirges auf Schloss Elmau liegen hinter mir und damit ein paar echte Sternstunden meiner Übungspraxis. Unter dem Direktor des Spa-Bereichs Johannes Mikenda hat sich die Elmau zu einer wahren Pilgerstätte für Yogis und Yoginis entwickelt. Johannes ist selbst ein erfahrener Yogalehrer. Dies hier überbot alle bisherigen Retreats: Einige der besten Yogalehrer Deutschlands (plus ein New Yorker Topteacher) kamen zusammen. Täglich standen über zehn verschiedene Übungsklassen oder Vorträge sowie eine Morgen-Meditation zur Auswahl. Wer wollte, konnte von einer „Praxis“ (so nennen wir unsere Trainingseinheiten im Yoga) zur anderen zappen, Stile wie Anusara, Iyengar oder „Balance Yoga“ ausprobieren und beim „Free Floating Aerial Yoga“ in Tüchern von der Decke baumeln. Letzeres weckte Erinnerungen ans Kinderglück, an Aufschwünge an Turnstangen oder den herrlichen „Schweinebaumel“ kopfüber am Trapez, den ich seinerzeit so lange machte, bis das Gesicht krebsrot wurde.
In Erinnerung bleiben werden mir auf jeden Fall die philosophische Klugheit des großen Lehrers R. Sriram, die schöne Ausgeglichenheit von Patricia Thielemann („Spirit Yoga“) und die unfassbar genaue Ausrichtung jedes einzelnen Schülers durch den Amerikaner David Regelin. Er baut den Körper fast architektonisch auf, und plötzlich wird alles ganz logisch. Witzig ist er zudem noch. Sein Pragmatismus nimmt dem Yoga das Salbungsvolle, das mir manchmal auf die Nerven geht. Wäre nicht die Stimme einer „Bhakti-Yoga“-Lehrerin so glockenhell und schön gewesen, wäre ich bei einer Meditation mit „Hare Krishna“-Gesängen wohl aus dem Raum gelaufen. Mein absolutes Highlight bleiben aber die sensibel geleiteten Übungsfolgen von Patrick Broome. Allen Münchnern seien seine Yoga-Studios ans Herz gelegt. Patrick hat sich schon vor einiger Zeit von der „reinen Lehre“ des Jivamukti entfernt und lehrt eine eigene, undogmatische und sehr freundliche, achtsame Art des Yoga. Ich fürchte normalerweise den Kopfstand, besonders wenn man sein Haupt in einen dafür konstruierten Hocker mit einem kreisrunden Loch in der Mitte legen muss. Das Ding erinnert einfach zu sehr an ein Guillotine. Hier aber ging es wie von selbst. Der Kopf blieb dran, der Körper stand kerzengerade. Und stehen blieb die Leichtigkeit des Seins.
Hotel Schloss Elmau, In Elmau 2, 82493 Krün
Nächster Yoga-Summit: 18.6.-23.6.2017
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