Stockholms Schärengarten mit seinen rund 30.000 Inseln birgt lauter kleine Schätze. Auch wenn er seit vielen Jahren eine Art zweites Zuhaus für meine Familie ist, entdecken wir immer wieder etwas Neues. In diesem Sommer war es das Naturreservat Bullerö – weit draußen im östlichen Archipel und Wahlheimat des schwedischen Künstlers Bruno Liljefors (1860-1939). Seine pittoreske Jagdhütte mit Atelier kann man heute noch besichtigen. Und überhaupt: Bullerö mit seinen kleinen zu mietenden Cottages und einem netten Hostel ist eine Reise wert. Und so einsam, dass man ziemlich Corona-sicher hier Ferien machen kann.
Bevor Liljefors diesen Ort der Stille entdeckte, siedelten hier vor allem Fischer. Der Maler kaufte Bullerö (inklusive der nächstgelegenen 300 (!) Inseln) und ließ ein Studio für sich bauen. Für ihn muss die Insel der ideale Ort zum Arbeiten gewesen sein: Liljefors wurde bekannt für seine realistischen Natur- und Tiergemälde. So ruhig wie vorher war es allerdings fortan nicht mehr. Bruno Liljefors liebte Parties und brachte einen kleinen Trupp permanenter Besucher mit sich. Der Maler Anders Zorn, der Zoologe Gustav Kolthoff und der „fliegende Baron“, Luftfahrtpionier Carl Cederströn feierten und jagten hier mit ihm. Auch andere Teile der Stockholmer Kultur-Elite kamen regelmäßig. Liljefors konnte 50 bis 60 Leute in seinem Essraum bewirten und ließ seine Gäste von Angestellten des Grand Hotels in Stockholm bewirten. Von 1908 bis 1923 gehörte die Insel dem Künstler. Dann verkaufte er sie samt Umgebung an den Zeitungsmagnaten Torsten Kreuger.
Die turbulenten Zeiten waren damit aber noch nicht vorbei. Für die Schauspielerin und Sängerin Zarah Leander ließ Kreuger zum Beispiel Sand aus dem nicht weit gelegenen Sandhamn ankarren. Nur, um ihr einen perfekten Strand zu bieten. Der heißt noch immer „Zarahs Strand“ – trotz Leanders unglücklicher Bindung an die Ufa im Deutschland der Nazis. Immerhin blieb die Schauspielerin zeitlebens schwedische Staatsbürgerin und lehnte Ehrungen wie den Titel der deutschen „Staatsschauspielerin“ ab.
Heute gehört Bullerö dem schwedischen Staat und ist als Naturschutzgebiet besonders ausgewiesen. Ein echtes Idyll kann man hier finden – Granitfelsen, weite See und Blumenwiesen, weidende Schafe und Seeadler. Zudem das sehenswerte Museum für Bruno Liljefors. Für kleines Geld kann man hier Zimmer oder kleine Häuschen mieten. Man muss nur bereit sein, mit den für viele Schären typischen Einschränkungen zu leben: Wasser holt man sich an einer Wasserpumpe. Strom ist über Solarzellen nur in eingeschränkten Mengen verfügbar. Dafür bietet die zauberhaft schöne Natur umso größeren Luxus.
Website von Bullerö mit allen nötigen Informationen zum Aufenthalt
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