Das Wort „Paradies“ für irgendwelche exotischen Urlaubsorte klingt ziemlich ausgelatscht, aber für Sonvea Kiri fällt mir kein besseres ein. In dem Hideaway auf der thailändischen Insel Koh Kood fühlt man sich tatsächlich wie im Paradies – vom ersten Moment an, wo man die Schuhe auszieht, um den gesamten Urlaub über barfuß zu verbringen, bis zum letzten, wenn man fast verzweifelt winkend im Boot davon und zurück in den Alltag fährt. Kiri ist mein absolutes Lieblingshotel und einer der schönsten Orte, die ich kenne. 30 Villen verstecken sich in dem riesigen, von Regenwald bewachsenen Areal. Morgens hüpft man durch den weißen Sand ins warme Wasser, abends schaut man vom Klippenrestaurant in den Sonnenuntergang und zählt danach am klaren Himmel ergebnisoffen Sterne. Oder man besucht den emeritierten Astronomie-Professor Massimo Tarenghi in dem kleinen, doch perfekt funktonierenden Planetarium, das zum Soneva-Gelände gehört.
Dazwischen fährt man Fahrrad, übt Yoga oder Kickboxen, geht tauchen, schnorcheln und faulenzt am Strand herum. Das Essen ist köstlich und gesund zugleich – vom Frühstück in Soneva träumt meine Familie das ganze Jahr danach noch (wir sind „Rückkehrer“ und damit fast schon „Soneva“-süchtig). Es gibt ein Dschungelkino mit einer riesigen Leinwand unter freiem Himmel, was herrlich altmodisch wirkt. Und ein Baumhaus, in dem man in luftiger Höhe zu Abend essen kann. Soneva Kiri vereint auf überzeugende Weise Luxus mit Nachhaltigkeit. Die Gründer der Soneva-Resorts (ein weiteres befindet sich auf den Malediven) Sonu und Eva Shivdasani stellen seit 20 Jahren ökologisches, faires und regional angepasstes Handeln in den Fokus. Ziel ist eine komplette CO2-Neutralität. Sie generieren Sonnenergie, betreiben ein Aufforstungsprogramm, recyclen Müll und suchen nach den effizientesten Glühbirnen, Klimaanlagen oder Stromleitern. Das Wasser, das die Gäste in Soneva Kiri auf dem Zimmer haben, stammt aus dem eigenen Wasserreservoir und wird in wieder verwendbare Glasflaschen abgefüllt. Bettwäsche und Handtücher sind aus ungebleichter Baumwolle, das Holz für die Villen und Stege stammt aus nachhaltigen Quellen. Es gibt einen Gemüse- und Kräutergarten, und statt aus Plastik sind die (meisten) Behälter in den Zimmern und Bädern aus Kokosnusschalen lokal gefertigt. Anstelle der sonst in thailändischen Luxushotels üblichen übereifrigen House-Butlers wird Soneva-Gästen eine Mrs. oder ein Mr. Friday zur Seite gestellt (der Titel ist eine Anspielung auf Robinson Crusoes Gefährten Freitag). Die Fridays helfen zwar auch beim Auspacken, verstehen sich aber eher als Guest-Manager und organisieren auf Wunsch die „Termine“ im Resort – sofern man bei dem zeit- und weltenthobenen Zustand, in dem man schwebt, hier überhaupt von Terminen sprechen kann. Bisher einzige für uns offenkundige Umwelt-Sünde in Soneva: die Anreise mit maximal zehn Personen aus Bangkok in der zum Resort gehörenden Cessna. Der Faktor „Air Travel“ macht laut dem Nachhaltigkeitsbericht vom vergangenen Jahr 66 Prozent des CO2-Abdrucks in den Sonevas aus. Abgegolten wird das durch das Betreiben einer Windkraftturbine in Indien, die saubere Energie ins Stromnetz speist. Eine echte Downside bei alldem ist der schwindelerregende Preis eines Aufenthalts, insbesondere in der Hochsaison im Dezember und Januar. Wer es günstiger haben will, sollte in anderen Monaten fahren, dabei aber die Regenzeit im Auge behalten. Im Schlamm und Matsch ist Soneva wahrscheinlich nicht einmal halb so wunderbar. Dennoch: Hoffentlich verfolgt der neue Direktor von Soneva Kiri die hochklassige und zugleich umweltfreundliche Linie des Resorts weiter. Es wäre schade, wenn dieses Paradies seine „Unschuld“ verlöre (Bilder: HSC, JVS, Soneva Kiri) .
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