Ich bin eigentlich bekennende „Pescetarierin“ (so lautet die seltsame neudeutsche Bezeichnung für Leute, die sich grundsätzlich vegetarisch ernähren, aber auch Fisch essen). Auch in meinen härtesten Fast-Veganer-Zeiten habe ich nie ganz auf Fisch verzichtet. Hering, Dorade, Kabeljau & Co. schmecken einfach köstlich und sind in der Regel ziemlich gesund. Viele Fischsorten sind reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, verringern also das Risiko an Herz-Kreislaufbeschwerden, Entzündungen oder Allergien zu erkranken. Zudem dienen sie als Vitamin-D-Lieferanten. Es gibt also gute Gründe, Fisch zu essen. Allerdings für die Umwelt ist dies nicht viel besser als Fleischkonsum (seit ich das weiß, esse ich ab und zu auch wieder Fleisch). Unsere Meere sind gnadenlos überfischt, insbesondere der Nordatlantik und das Mittelmeer. Der in den vergangenen Jahrzehnten enorm gestiegene Bedarf an Fisch für die steigende Weltbevölkerung ist eigentlich nicht mehr zu decken. Hinzu kommt das Problem des Beifangs – der vielen Fische und Meereslebewesen, die sich „zufällig“ in den Netzen verfangen und dadurch sterben. Der Kauf von Fischen, die ausschließlich aus Aquakultur stammen, ist auch keine echte Lösung. Sehr häufig wird hier Fischmehl für die Ernährung der Zucht eingesetzt, und das stammt natürlich auch wieder aus dem Fischfang. Was also kann man tun, wenn man nicht ganz auf Fisch verzichten möchte?
Eine Möglichkeit ist es, nur Fisch zu kaufen, der das MSC-Siegel für nachhaltige Fischerei trägt. Der MSC (Marine Stewartship Council) ist eine unabhängige, gemeinnützige internationale Organisation zur Zertifizierung von Fischereien. Auf Produkten der ausgezeichneten Fischereien prangt ein kleiner blauer Fisch, Siegel des MSC. Die Fischereien, die ausgezeichnet werden, dürfen z.B. nicht die Erholung von erschöpften Fischbeständen beeinträchtigen, müssen das Ökosystem erhalten, Beifang minimieren und auch schonende Fangmethoden verwenden. Gegründet wurde der MSC auf Initiative des WWF (World Wildlife Found) und des Lebensmittelkonzerns Unilever. Für Fisch aus Zuchten empfiehlt der WWF die Siegel von Bioland und Naturland und das ASC-Siegel (Acquaculture Stewardship Council) – Gegenstück zum MSC. Auch bei Aquakultur gibt es nachhaltige Varianten, z.B. bei der Zucht sich vegetarisch ernährender Fische.
Noch besser allerdings ist es, zusätzlich mit einem Fischratgeber zu arbeiten. Man kann sich so etwas als App auf das Handy oder das Ipad herunterladen, so dass man ihn problemlos beim Einkaufen zu Rate ziehen kann. Es gibt Fischratgeber vom WWF und von Greenpeace. In Windeseile kann man zahlreiche Fischsorten aufrufen und schnell sehen, ob man diese noch guten Gewissens kaufen kann. Oder ob sie so bedroht sind, dass es besser ist, darauf zu verzichten. Der WWF teilt dabei in in „Gute Wahl“, „Zweite Wahl“ und „Lieber nicht“, Greenpeace nur in „Empfehlenswert“ oder „Nicht Empfehlenswert“ und nennt für beide Kategorien auch Ausnahmen. Niederschmetternd: Es gibt nur wenige Fische, die ziemlich unproblematisch sind. Wels, Hering und Karpfen zum Beispiel (Karpfen hasst meine gesamte Familie, das fällt also schon einmal flach). Bei vielen Fischsorten wie Lachs, Sardinen oder Kabeljau kommt es darauf an, woher sie stammen. Und auch da helfen einem die Ratgeber. Lachs, der etwa aus dem Nordostpazifik stammt, ist o.k. Beide Ratgeber geben zudem die korrekte Fangmethode an. Die Kennzeichnung von Fisch (Herkunft, Produktionsmethode und Fanggebiet) ist vorgeschrieben, man kann daher wunderbar abgleichen. Aal, Dornhai (Schillerlocke) und Snapper sind in beiden Ratgebern ein absolutes No-Go. Beim Snapper ist das natürlich besonders schade. Aber ganz ohne Einbußen geht es eben dann doch oft nicht, wenn man Umweltschutz ernst nehmen will. Und auch auf häufigen Fischkonsum sollte man verzichten. Dazu sind die Bestände einfach weltweit viel zu gering. Ein- bis zweimal in der Woche reicht – ernährungstechnisch gesehen – vollkommen aus. Wussten im Grunde schon unsere Großeltern… (Beitragsbild und Bild, Fischgericht: Shutterstock).
Website Greenpeace Fischratgeber
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