Desolation Wilderness, CA (shot on Kodak EIR color infrared slide film)

Was bedeutet eigentlich „nachhaltig“ für das eigene Leben? Und was ist wirklich umweltfreundlich? Vor ein paar Tagen hörte ich einen hervorragenden Vortrag des WWF über den Wald und unser Klima. Die Referentin erklärte, dass rund 13 Prozent der Treibhausgasemissionen aus der Vernichtung von Wäldern stamme. Wälder speichern Kohlenstoff. Bei ihrer Abholzung wird dieser als CO2 freigesetzt. Der Schutz des Waldes muss also demnach ganz oben stehen. Und sie mahnte dringend dazu, ingesamt viel weniger zu konsumieren.

Gestern nun stieß ich – unterwegs in Hamburg Eppendorf – auf den Pop-Up-Showroom einer schönen „nachhaltigen“ Yogalinie. Auf meine Frage, was an der Kollektion denn nachhaltig sei, antwortete mir eine der Gründerinnen, die Stücke seien vegan und allesamt in Europa produziert. Mmhh, dachte ich. Vorher hatte ich ja nun gerade diesem eindringlichen Appell zum Konsum-Verzicht gelauscht. Und nun galt hier Mode als nachhaltig, nur weil sie vegan und in Europa produziert wurde. Ein Grund, hierüber noch einmal nachzudenken (Beitragsbild: © Paul Edmondson/Stocksy).

Was meint „nachhaltig“? Und was bringt was?

Nachhaltig ist tatsächlich ein inflationärer Begriff. Wenn wir es auf unser Konsumverhalten anwenden, müsste es dabei ja eigentlich um besonders haltbare, langlebige Dinge gehen. Also etwas Durables, Zeitloses jenseits der Wegwerfkultur. Auf den Globus bezogen hieße nachhaltig, dass etwas zur „Haltbarkeit“ der Erde, ihrer Lebewesen, Flora und Fauna beitragen müsste. Eine der größten Bedrohungen für die Welt stellt zweifelsohne der Klimawandel dar. Und in diesem Zusammenhang der leider im Jahr 2017 weiter gestiegene CO2-Ausstoß. Eine nachhaltige Lebensweise muss also hier zuerst ansetzen.

Damit zurück zur Yogalinie: „Vegan“ ist so gesehen schon einmal gar nicht so schlecht als Eigenschaft. Rinder zum Beispiel gelten als Klimakiller. Zum einen müssen für sie riesige Weideflächen bereit gehalten werden, die zum Teil durch Waldrodungen geschaffen werden. Dann benötigt man, zumindest in der Massentierhaltung, weitere Flächen für den Anbau von Futter. Für Soja zum Beispiel wird Regenwald gerodet. Und Kühe setzen zudem während des Verdauungsvorgangs beachtliche Mengen an Methan frei, ein klimawirksames Gas. Auf der Website des deutschen Tierschutzbundes las ich, dass die Nutztierhaltung 18 % mehr klimawirksame Gase produziere als das gesamte Transportwesen zu Lande. Was ist also am dringlichsten: Soll man lieber vegan leben und kaufen statt das Auto stehen zu lassen? Oder vor allem – wegen der oben beschriebenen Entwaldung – kein Papier mehr benutzen? Oder am besten gar nichts mehr kaufen, nur noch zu Fuß gehen und zum Fruktarier werden? Letzteres ist – zumindest für mich – nicht lebbar. Und überhaupt: Bringt all das eigentlich etwas? Kann ich als einzelner etwas verändern? Wo setze ich Prioritäten?

 

Es könnte so schön sein. Big Sur (in Infrarot) jenseits der Massentierhaltung. (Bild: Paul Edmondson, Stocksy)

Der Bericht des UN-Klimarats. Jeder kann etwas ändern.

Ich habe mich einmal durch das Netz gewühlt, um ein paar Antworten zu finden. Eine der besten Quellen hier ist der letzte umfassende Bericht des UN-Klimarats (IPCC). Leider stammt er aus dem Jahr 2014, danach gibt es keinen mehr. Doch so viel hat sich nicht geändert in den vergangenen drei Jahren. In einem Teil des von Arbeitsgruppen erstellten Berichts findet man den Absatz: „Verhalten, Lebensstil und Kultur haben beträchtlichen Einfluss auf die Energienutzung und damit verbundene Emissionen. /…/ Emissionen können durch Änderungen in Konsummustern (z. B. Mobilitätsbedarf und -weise, Energieverbrauch in Haushalten, Entscheidung für langlebigere Produkte) sowie durch Ernährungsumstellung und Verringerung von Nahrungsmittelverschwendung erheblich gesenkt werden.“ Das kling etwas kompliziert, weckt aber Hoffnung. Letzlich heißt es, dass jeder Einzelne viel dazu beitragen kann, dass der Klimawandel aufgehalten wird.

Und das gilt insbesondere in den Bereichen Autofahren, Strom- und Wärmeinsparung und bewussteres Einkaufen. 32 Prozent des Endenergieverbrauchs entfielen laut Bericht im Vergleichsjahr 2010 auf den Gebäudebereich. 27 Prozent auf den Bereich Verkehr. (28% des Verbrauchs entfielen auf den Industriesektor – also gar nicht so viel mehr). Hier entsteht also extrem viel CO2 – hier ist es also besonders wichtig einzusparen.

Das bedeutet konkret: Es fällt ins Gewicht, ob wir ein Auto mit hohem oder niedrigem Verbrauch fahren. Ob wir nicht doch öfter mit der Bahn fahren, das Fahrrad nehmen oder zu Fuß gehen. Ebenso bringt es etwas, die Heizung herunterzudrehen, richtig zu lüften und wenig warmes Wasser zu verbrauchen.

Weiterhin heißt es in dem Bericht, dass ein Viertel der Treibhausgas-Emissionen hauptsächlich aus Landwirtschaft, Viehaltung und Entwaldung stammen. Auch hier kann man herauslesen, dass es sinnvoll ist, durch eine Konsum- und Ernährungsumstellung persönlich CO2 einzusparen. Das klingt jetzt alles etwas abstrakt. Ich werde dieses in den kommenden Wochen aber vertiefen. Alle zwei Wochen findet ihr in nächster Zeit hier auf dem Blog konkrete Vorschläge, in den Bereichen Wohnen, Verkehr, Ernährung und Konsum CO2 freundlicher zu leben. Ich freue mich auf euer Feedback!

Link zum Bericht des Weltklimarats: „Klimawandel 2014: Minderung des Klimawandels“