Tag Zwei nach der US-Wahl, dem „Black Tuesday“. Wie viele habe ich seit gestern regelrecht Kopfschmerzen. Wer hätte damit gerechnet: Ein „Horrorclown“ wird zum mächtigsten Mann der Welt. Die einzige Hoffnung ist die, dass die zahllosen Gruselauftritte Donald Trumps, die vielen fürchterlichen Statements tatsächlich nur eine Maske waren, reine Sprücheklopferei. Doch wie steht es mit dem Klimaschutz? Hier kann einem wirklich angst und bange werden. Trump hat mehrfach den Klimawandel geleugnet, einmal sogar behauptet, dieser sei eine Erfindung der Chinesen, um die US-Wirtschaft zu schwächen. Er will das so wichtige Pariser Weltklimaabkommen vom vergangenen Jahr aufkündigen, Milliarden von Investitionen in den Klimawandel streichen und stattdessen Kohle, Gas und Öl munter fördern. Heißt das, alles war und ist umsonst? Auch das eigene Engagement für die Umwelt?

 

Ich halte das Dasein wirklich nicht für absurd und sinnlos, aber als mir jetzt wieder das Buch „Der Mythos des Sisyphos“ von Albert Camus in die Hände fiel, dachte ich zunächst: „Ja, so ist es leider“. So wie Sisyphos in der griechischen Sage immer wieder den Stein an einem Berg hoch rollen muss, mühen sich zahlreiche Menschen mit dem Klimaschutz ab. Sparen Müll ein, trennen sorgfältig ihre Abfälle, kaufen bewusst und immer weniger ein, drehen ihre Heizung herunter und ihre Lichtschalter aus, fahren mit dem Fahrrad statt mit dem Auto oder bezahlen mehr für Strom aus erneuerbaren Energien. Unternehmen verbessern ihre Umweltbilanz, geben viel Geld dafür aus und verfassen akribisch ihre Nachhaltigkeitsberichte. Wissenschaftler forschen und mahnen, Politiker streiten um den Umweltschutz, verhandeln jahrelang Verträge, und dann soll plötzlich alles egal sein? Eben wie bei Sisyphos, wo der Stein stets von Neuem nach unten rollt, so dass die ganze Arbeit vergeblich war? Die USA gelten als zweitgrößter Verschmutzer der Welt. Ihre Haltung zum Klima und zum Umweltschutz ist für unsere Zukunft entscheidend. Wenn ihr künftiger Präsident alle Anstrengungen hier zunichte macht, sieht es düster aus.

Leider vorn. Der Horrorclown heute auf der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.L

Der Horrorclown ist leider vorn. Frankfurter Allgemeine Zeitung von heute.

Zum Glück las ich heute ein Interview, das der Deutschlandfunk gestern mit der Chefin von Greenpeace International führte, der Amerikanerin Jennifer Morgan. Und erstaunlicherweise ist diese viel weniger pessimistisch als andere. Die Energiewende könne auch ein Donald Trump nicht stoppen, sagte sie dabei. Der Pariser Vertrag sei schließlich schon in Kraft getreten, und die Länder dürften drei Jahre nicht aussteigen (das mahnte ja auch die deutsche Umweltministerin heute an). Und er bekomme ein außenpolitisches Problem, wenn er das Abkommen einfach ignoriere (was, by the way, leider durchaus machbar und möglich ist). Es sei zwar ein Schock, dass Trump nun regieren werde, doch er könne nicht alles einfach umkehren. Zumal Kohle, die Energiequelle, auf die er setzen wolle, nicht profitabel sei. Morgans Worte mögen sich aus Zweckoptimismus speisen, doch zumindest zu einem Bruchteil hat sie Recht. Trump wird ja nicht als Diktator regieren, er hat eine Partei hinter sich, in der es auch Umweltschützer gibt (leider viel zu wenige). Die Republikaner haben zwar jetzt die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses, doch in zwei Jahren gibt es für das Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats wieder Neuwahlen. Und es ist selten, dass ein US-Präsident eine ganze Amtszeit lang mit Mehrheiten in beiden Häusern regieren kann. Also geben wir die Hoffnung nicht auf. Und machen weiter. Auch privat. In Deutschland werden 15 Prozent der CO2-Emissionen durch private Haushalte verursacht. Das ist eine ganze Menge. Es ist also doch nicht so sinnlos, in den eigenen kleinen Bemühungen fortzufahren. Zumal man dadurch wirklich bewusster, besser und glücklicher lebt. Selbst der Existentialist Camus, der von der Absurdität des gesamten Daseins überzeugt war, stellte sich Sysiphos als glücklichen Menschen vor. Ich halte es aber noch lieber mit dem sehr schönen Satz von Mutter Theresa: „Not all of us can do great things. But we can do small things with great love“ (Beitragsbild: Shutterstock).

 

Link zum Deutschlandfunk-Interview mit Jennifer Morgan