Mode „Made in Germany“, das klang früher so etwa wie eingeschlafene Füße. Heute ist das anders: Von Perret Schaad über Odeeh, René Storck bis Michael Sonntag gibt es viele tolle eigenständige Designermarken hier. Eine der wenigen Ausnahmen in der damaligen deutschen Fashion-Wüste stellte der Berliner Uli Richter da. Ihm gelang es schon in den 1950er-Jahren, Kleider zu kreieren, die international mithalten konnten. Natürlich reichte er nicht an Legenden wie Yves Saint Laurent heran, aber er schuf durchaus einen eigenen Stil. Schlicht, aber mit Chic, sportlich, frisch und immer feminin. Es lohnt sich also, die Uli-Richter Ausstellung „Uli Richter revisited – Modedenker, Lehrer, Inspiration“ ab dem 1. Dezember im Berliner Kunstgewerbemuseum zu besuchen.
Der etwas komplizierte Titel soll zeigen, dass hier ein neuer Blick auf Richter geworfen wird. Neben Fotos, Zeichnungen und 40 Original-Kostümen des Couturiers sind Entwürfe aktueller Berliner Modemacher zu sehen. Angesagte Designer wie Brachmann, Michael Sonntag, William Fan oder Nobi Talai gingen dafür der Frage nach, wie wegweisend der Richter-Stil heute noch ist. Außerdem ist es natürlich interessant, einen Blick auf die deutsche Mode zwischen den 1950er und 1980er-Jahren zu werfen. Richter, der 1928 in Potsdam geboren worden war, wurde eher zufällig Designer. Eigentlich hatte er eine Ausbildung zum Textilkaufmann absolviert. Er fand 1948 eine Stelle bei dem angesehenen Berliner Modehaus Horn und kam als Volontär durch eine Krankheitsvertretung zur Aushilfe in die Entwurfsabteilung. Er war derart fasziniert von den Abläufen dort, dass er darum bat, ein Kleid entwerfen zu dürfen. Richter erhielt die Erlaubnis und schuf ein Sommerkleid, das sofort zum Verkaufshit wurde. Ich finde diese Story bezeichnend für seine Entwürfe: Richter, der übrigens noch lebt und auch zur Eröffnung der Ausstellung eingeladen ist, hatte ein unglaubliches Gespür dafür, was Frauen gefiel. Seine Modelle waren hübsch, durchaus mondän und irgendwie auch immer praktisch und gefälllig. Die stets gut gekleidete Rut Brandt, die aus Norwegen stammende Frau von Willy Brandt, war zum Beispiel seine Kundin. Richtig Gewagtes findet man aber bei Richter nicht. Und damit verkörpert er eigentlich ziemlich gut die bürgerliche Gesellschaft der Bonner Republik, die längst schon wieder Geschichte ist (Beitragsbild: Uli-Richter-Herrenmodell, Bild für die Zeitschrift „Constanze“, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek/Klaus Puhlmann, Berlin).
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