Und schon wieder neue Kleider… „Prefall“ nennt sich die Zwischensaison, deren Entwürfe zur Zeit gerade rund um den Globus präsentiert werden. Bei den großen Luxuslabels ist die Beschleunigung der Mode längst angekommen. Zwar liefern sie nicht wie die Fast-Fashion-Marken zwölf Kollektionen im Jahr, aber die gute alte Zweiteilung in Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter hat auch bei ihnen ausgedient. Zumindest „Resort“ und „Prefall“ kommen hinzu. „Resort“ wird manchmal auch „Cruise“ genannt und stattet die elitäre Kundschaft mit den nötigen Outfits für den Winterurlaub in der Karibik aus. „Prefall“ leistet genau das, was der Begriff sagt: Die Entwürfe geben einen Vorgeschmack auf den bevorstehenden Herbst und kommen zwischen Frühsommer und Sommer in die Läden. Geordert werden müssen sie dafür aber jetzt schon.
Händlern oder Designern wird kaum noch eine Verschnaufpause gegönnt. Wenn „Prefall“ durch ist, dann kommen ab Februar schon die Schauen für Herbst/Winter. Zum Glück für alle werden die Zwischenkollektionen meist in kleinerem Rahmen präsentiert. Sonst würde man wahrscheinlich langsam verrückt werden. Eine Ausnahme allerdings macht Chanel mit dem unermüdlichen Karl Lagerfeld am Zeichenblock. Die „Prefall“-Kollektion heißt hier „Métiers d’Art“ und wird immer in einem besonderen Rahmen vorgestellt. Sie dient dazu, die Handwerkskünste der an das Haus Chanel angegliederten Ateliers (z.B. einem berühmten Hutmacher, einem Federmacher oder der weltbekannten Stickerei Lesage) zu demonstrieren. Das ist meist wunderschön, und hat – ob der feinen Handarbeit, die in den Entwürfen steckt – dann doch wieder etwas mit Nachhaltigkeit zu tun. Im vergangenen Jahr war ich im Salzburger Schloss Leopoldskron bei der Präsentation der Métiers d’Art dabei, und mir stockte manchmal schier der Atem ob der Perfektion der Modelle. In diesem Jahr habe ich nur die Bilder gesehen, aber auch hier konnte man offenkundig die Luft anhalten. Als Kulisse dienten die „Cinecittà“-Studios in Rom, wo Federico Fellini fast alle seine Filme drehte. Karls Models schienen bei der Präsentation durch einen in Paris spielenden Film der 1950er-Jahre zu schreiten. Und da der in Schwarzweiß gehalten war, hoben sich ihre kostbaren Entwürfe umso deutlicher ab: Wadenlange bestickte Kleider in Pudertönen, Marlene-Hosen aus schillerndem Tweed oder zarte Spitzen, besetzt mit kleinen Silberknöpfen: Che dolce è la vita (alle Bilder: Chanel).
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