Mein monatlicher Post als Brand-Ambassador für Designer-Vintage dreht sich im April um hessnatur, ein „Urgestein“ der Bio-Branche.

Höher hinaus in Sachen Nachhaltigkeit als hessnatur, das geht kaum. Das Unternehmen aus dem hessischen Ort Butzbach brilliert hier auf allen Gebieten: hessnatur fertigt Kleidung nicht nur aus Naturmaterialien aus kontrolliert biologischem Anbau. Sondern benutzt zugleich innovative, die Ressourcen schonende Stoffe. Bienenwachs, Hanf oder Refelt-Filz etwa. Klar, dass die Marke nach dem strengen GOTS-Standard zertifiziert ist. Klar ist auch, dass transparent und fair gefertigt wird. hessnatur war 2005 sogar das erste deutsche Mitglied der Fair Wear Foundation. Dank einer Zero-Waste-Politik gibt es keine Textilabfälle. Und dass auf Toxisches wie Chlorbleiche, optische Aufheller oder Ausrüstungschemikalien verzichtet wird, versteht sich von selbst. Dass ist, finde ich, schon eine unglaublich beeindruckende Bilanz.

Hessnatur Spring/Summer 2017
Hessnatur Spring/Summer 2017

Die Gründer fingen mit Babykleidung an
Dass die Standards so irre hoch sind, liegt auch daran, dass die Butzbacher schon seit über 40 Jahren an dem Thema ökologische und faire Mode arbeiten. Gegründet wurden sie 1976 von dem Ehepaar Dorothea und Heinz Hess, die verzweifelt auf der Suche nach chemiefreier Babykleidung waren. Und, als sie nichts fanden, das Naturmodeunternehmen gründen. Die besten Sachen für Babys sind hier übrigens nach wie vor zu finden. Ich glaube, fast alle meine Freundinnen (und ich natürlich auch) haben zumindest ihren Babys gleich nach der Geburt das weiche Bio-Baumwollmützchen von hessnatur verpasst. Dorothea und Heinz Hess waren Antroposophen und echte Idealisten. Dass die Firma auch heute noch ökologische Sozialprojekte aufsetzt, ist ihrem hohen Anspruch zu verdanken.

Jetzt holt hessnatur modisch auf – im Laufschritt
Aber: Modisch hinkte man lange ziemlich hinterher. Für mich selbst hätte ich hier früher auf keinen Fall etwas gekauft: hessnatur galt nämlich ganz und gar als „Öko“ – im Sinne von Dritte-Welt-Basar, Jesuslatschen und Häkeltasche. Die Kleider wirkten oft sackartig und müde in den Farben, die Schuhe klobig und uncharmant. Doch dann kam vor ein paar Jahren Bewegung in die Sache. Erst bemühte sich das Unternehmen mit dem „Humanity in Fashion“-Award um junge Avantgarde-Designer (ich hatte sogar die Ehre, hierbei mehrfach in der Jury zu sitzen). Und dann holte man die von der Modemarke St. Emile kommende Designerin Tanja Hellmuth. Seitdem sieht jede Kollektion toller aus als die jeweils vorangegangene. Meine persönlichen Highlights bei den Entwürfen für Frühjahr/Sommer 2017: ein gestreifter Rock mit Kellerfalte vorne, in superharmonischen Farben und die hübsche dunkelblaue Denimjacke mit Trompetenärmeln. Toll auch das Credo der Firma, was im wahrsten Sinne des Wortes stoffliche Gestalt annimmt: „Was wir anziehen, verändert uns, verändert die Welt. Zeit, etwas zu ändern, umzudenken, sich umzudrehen. Sich umzuziehen.“

Hessnatur Spring/Summer 2017
Hessnatur Spring/Summer 2017

Website von hessnatur: www.hessnatur.com