Ein verspiegelter Raum, acht Matten, sechzehn kleine Hanteln, Gurte und Haltestangen wie beim MarieStangeBallettunterricht. Das alles im ästhetisch gestalteten Souterrain einer schönen Privatvilla in Berlin-Grunewald. Ich bin bei meiner Freundin Marie Nagel, die vor ein paar Jahren aus Hamburg weg- und in die Hauptstadt gezogen ist. Und dort nun ein neues Training an der Stange und auf dem Boden anbietet, das klassische Ballett-Exercises – Pliés, Battements oder Développés – mit einem hocheffizienten Fitnesstraining verbinden. Ziel ist die Verbesserung von Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit. Marie, zu der ich seinerzeit begeistert und regelmäßig in Hamburg zum Nia-Tanztraining gepilgert bin, verfügt genau über die schmalen durchtrainierten Glieder, die sich wohl fast jede Frau wünscht. Was sie unterrichtet, muss – meiner vielleicht etwas simplen Logik zufolge – einfach gut und wirkungsvoll sein.

 

Sie hat die „Core Fusion“-Methode in den USA erlernt, bei „Exhale“ in Brigdehampton, einer Kultstätte für körperbewusste New Yorkerinnen. Das lässt eigentlich Schlimmstes fürchten: Ich habe selbst mal an der Upper East Side gewohnt und erinnere mich nur allzu gut an meine asketischen Bekannten dort mit ihren Sommerhäusern in den Hamptons, die vor keiner Selbstgeißelung zurückschreckten, um ihre Körper in die perfekte Form zu bringen. Aber wie gut: Hier in Berlin ist die Atmosphäre freundlich und ungezwungen. Lauter sympathische Frauen schneien plaudernd und lachend herein und setzten sich erst einmal ziemlich relaxed auf ihre Matten. Doch das entspannte Gefühl vergeht schon kurz nach Beginn der Stunde. Marie achtet gnadenlos genau darauf, dass der Rumpf bei jeder noch so kleinen Bewegung unter Spannung steht. Dafür wird immer wieder der Beckenboden bewusst hochgezogen. Schon das seitliche Heben der Beine wird zur Herausforderung. Ich habe das Gefühl, dass wir jede Übung unendlich oft wiederholen – trotz des fröhlichen „You’re almost there“ unserer blendend gelaunten Lehrerin. Geradezu entsetzlich anstrengend wird es, wenn man zudem auf den Zehenspitzen stehen muss. Danach ist man komplett durchgeschwitzt und unendlich glücklich. Ich hatte allerdings nach der „Barre“-Stunde drei Tage lang so einen Muskelkater, dass ich kaum noch Treppen steigen konnte. Und gleichzeitig das Gefühl, schon in einer Übungsstunde mein Körperbewusstsein geradezu verdoppelt zu haben. Jetzt suche ich eine Art Klon von Marie in Hamburg. Bisher leider vergeblich (Beitragsfoto: Shutterstock).

Gläser Barre-Tisch

Kontakt Marie Nagel: marienagel@gmail.com