Um es gleich vorweg zu sagen: Ich würde es sofort wieder tun. Auch wenn ich zwischendurch fast abgebrochen hätte. Hinter mir liegen sieben Tage einer ambulanten „Detox“-Kur: Zum Glück keine Fastenwoche, aber trotzdem nicht ganz ohne Haken und Ösen. Die Kur bei dem äußerst erfahrenen Ayurveda-Mediziner Aruna Bandara aus Sri Lanka folgt im Prinzip dem vielgerühmten, reinigenden „Panchakarma“-Verfahren, aber ohne die dort oft üblichen Einläufe, Nasenspülungen oder gar Brechmittel-Gaben. Schadstoffe und Gifte werden stattdessen nur durch pflanzliche Schonkost, ein reinigendes morgendliches Getränk, Massagen und – etwas abschreckend – einem Ausleitungstag mit Rizinusöl nachhaltig aus dem Körper entfernt.

 

aruna-bandara_puls KopieHerrn Bandara habe ich schon vor einigen Monaten in der Ayurveda-Klinik Parkschlösschen in Traben-Trarbach, wo er lange tätig war, als unfassbar beeindruckenden Mann kennen gelernt. Dass ich eine Mischung aus dem eher ätherischen„Vata“- und dem feurig-hitzigen „Pitta“-Typ bin, weiß ich daher bereits. Diesmal aber, sagt er mir zu Beginn der Kur in einer Hamburger Naturheilpraxis am Mittwoch, diesmal litte ich an einer „Pitta-Kapha“-Störung (Kapha ist der erdverbundene dritte Konstitutionstyp in der Lehre des Ayurveda). Zudem erspürt er bei der wie Zauberei anmutenden „Pulsdiagnose“ einen schleichenden Infekt und eine unterschwellige Blasenentzündung. Ich soll morgens gepressten Ingwersaft trinken, zum Frühstück nur Porridge zu mir nehmen und mittags und abends gedünstetes Gemüse oder eine Suppe. Und mich warm halten. Seltsam: Ich fühle mich zwar nicht wirklich fit, aber krank doch auf keinen Fall. Am Donnerstag habe ich dank der Schonkost zunächst sogar ein wunderbar leichtes Gefühl, das durch eine Ganzkörper-Massage mit Olivenöl noch verstärkt wird. Leider riecht es etwas streng, irgendwie nach Gurke. Noch in der Praxis spüle ich es unter der Dusche von Körper und Kopf und rase dann mit feuchten Haaren zum Elterngespräch mit der Französischlehrerin meines Sohnes. Ich habe das Gefühl, blendend auszusehen. Dass der frühere Musiklehrer meiner Tochter, den ich auf dem Gang treffe, etwas seltsam guckt, stört da nicht weiter. Das Gespräch mit der Lehrerinbowl läuft meiner Meinung nach super. Ich bin bester Dinge, als ich zuhause ankomme. Erst auf die entgeisterte Frage meiner Kinder, ob ich „wirklich so“ beim Elterngespräch gewesen sei, schaue ich in den Spiegel. Die Haare sind trotz zweifachen Shampoonierens noch voller Öl – ich sehe aus, wie gerade vom Blocksberg herbeigeritten. Wie peinlich! Nachts schlafe ich entsetzlich, träume von Klassenzimmern, Lehrern, Paris und allerlei wirren Dingen und wache mit einer Mischung aus Erkältungs- und Blasenentzündungssymptomen auf. Freitag und Samstag schleppe ich mich frierend, schlechtlaunig und mit Dauerhunger dahin. Während meine Familie köstlichste Dinge zu allen drei Mahlzeiten vor meinen Augen vermampft, muss ich wegen meines Zustands sogar die Massage-Termine absagen. Ab Sonntag geht es stetig besser. Am Montag habe ich das Gefühl zu schweben, und selbst die „Ausleitung“ mit Rizinusöl tut dem keinen Abbruch. Allerdings kann ich deswegen bis zum Nachmittag das Haus nicht verlassen… Sei es drum. Dienstag darf ich wieder Porridge essen, Gemüse und abends sogar schon etwas Ziegenkäse dazu. Ich fühle mich so leicht, klar und „aufgeräumt“ wie lange nicht mehr. Und so dauergutgelaunt, dass es am Ende sogar meinem grundoptimistischen Ehemann gehörig auf die Nerven geht (Bilder: © Heiner Orth/Aruna Bandara (2), Nito/Shutterstock ).

 

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