Vor zwei Wochen starb Louise Hay im Alter von 90 Jahren. Ich kannte sie als Autorin auf „Mindbodygreen“, einer meiner Lieblings-Websites, hatte mich aber noch nie wirklich mit ihr beschäftigt. Das habe ich jetzt anlässlich ihres Todes nachgeholt. Einiges, was diese Vertreterin des „Positiven Denkens“ verkündete, ist durchaus angreifbar. Doch viele ihrer Überzeugungen helfen ganz schön weiter. Es lohnt, sich mit ihr zu befassen.

 

Hays bekanntestes Buch heißt „You Can Heal Your Life“. Hay meinte, dass unsere Art zu denken, unser Leben bestimme. Wer sich selbst ablehnt, erlebt demnach lauter negative Dinge und lehnt auch andere ab. Oder wird körperlich krank. Wer hingegen sich selbst akzeptiert und lernt sich zu lieben, dem widerfahren Hay zufolge lauter schöne positive Dinge. Oder er erlebt sie zumindest als solche. Hay ging so weit, dass sie glaubte, man könne sein gesamtes Schicksal beeinflussen. Und sie führte spezifische Krankheiten direkt auf bestimmte Einstellungen zurück. Als Heilmittel dagegen gab sie ihren Lesern oder Hörern Affirmationen mit auf den Weg. Glaubenssätze wie „Ich liebe mich selbst“ oder „Ich bin gut genug“. Diese solle man immer wiederholen, bis sie die alten negativen Gedanken ersetzten.

Hays Ansatz ist natürlich nicht ungefährlich. Denn daraus kann der Gedanke erwachsen, man sei an allem selbst schuld. An schweren Leiden wie Krebs zum Beispiel. Hay hatte selbst eine Krebskrankheit überwunden und führte die Heilung auf ihre Methode zurück. Was sicher ein wenig vermessen erscheint.

Den Vorwurf, sie habe leicht reden mit ihren positiven Affirmationen, kann man ihr jedoch nicht machen. Ihr eigenes Leben verlief ihren Erzählungen zufolge alles andere als glatt. Louise Hay kam als Baby zunächst in ein Pflegeheim und wuchs später bei ihrer Mutter und einem brutalen Stiefvater auf. Sie wurde mit 15 vergewaltigt und im Alter von 32 Jahren von ihrem Ehemann verlassen.

Insgesamt kann man von dieser strahlenden alten Dame einiges lernen. Sie glaubte an die Kraft der Vergebung sich selbst und anderen gegenüber. Diese Milde ist eine wunderbare Eigenschaft, und ich wäre froh, wenn ich sie erlernen könnte. Hay war davon überzeugt, dass alle Menschen eine Art göttlichen Funken in sich trügen. Und somit auch alle liebenswert seien. Und auch ihre Ermahnung, dass wir unsere Gedanken ändern können, ist sehr hilfreich. Wenn man die äußeren Umstände nicht ändern kann, kann man zumindest den eigenen Blick darauf bestimmen. „Die Welt ist so, wie man sie sieht“ hat Marion Dönhoff einmal gesagt, und kaum jemand kann einem dies so überzeugend vermitteln wie Louise Hay.

Hays Prinzipien wirken ungemein kraftvoll. Und es ist tatsächlich erstaunlich, wie schön die Wahrnehmung der Welt wird, wenn man sich auf sie einlässt. Und zum Beispiel folgende Regeln aus ihrem Hörbuch „How To Love Yourself“ befolgt:

  • Höre auf, dich dauernd zu kritisieren. Denke, dass du in Ordnung bist, so wie du bist. Dann kannst Du Dinge ändern.
  • Höre auf, dir selbst Angst zu machen. Es führt zu nichts.
  • Sei freundlich und sanft und geduldig mit dir.
  • Nimm auch deine negativen Gedanken an. Und mache Dir bewusst, dass Du die Wahl hast, sie gehen zu lassen.

Durch solche Sätze wird tatsächlich der der eigene Blick freundlicher und sanfter. Die Welt ist so, wie man sie sieht. Und man kann dann auch in kleinen Dingen große Schönheit erblicken (daher kommen zu diesem Post auch ein paar Fotos aus unserem durchaus schon herbstlichen Garten). Farewell, Louise Hay!