In der kommenden Woche bin ich zu einem Workshop in den Räumen der Hamburger Otto-Group eingeladen, der Nachhaltigkeitsblogs vereint. Der Titel der Veranstaltung lautet „Re:Think“. Da alle Teilnehmer um einen Textbeitrag gebeten wurden, habe ich über dieses Motto noch einmal nachgedacht. Denn letztlich taugt es für das ganze Leben. Und es stand auch am Anfang dieses Blogs, der vor fast einem Jahr online gegangen ist. Auch aktuell lässt die Vorbereitung meiner Posts mich genau dieses machen: Statt nach üblichen Mustern Dinge zu kaufen, zu benutzen und irgendwann wegzuwerfen, denke ich noch einmal nach. Muss es diese cremefarbene Bluse von Chloé sein, bloß weil sie im Preis reduziert wurde? Kann ich meine lädierten High Heels nicht doch noch einmal vom Schuster aufarbeiten lassen? Oder die Thermoskanne, die herunter gefallen ist, zur Reparatur einschicken? Abgewetzte Kleider und Schuhe zum Recycling bringen? Das riesige Loch im Kaschmirpullover stopfen lassen? Es sind häufig kleine Änderungen, die unser Leben nachhaltiger machen. Es geht schlicht darum, Dinge anders zu denken. Wir sind in einer Wegwerfgesellschaft groß geworden. Das lineare Denken des Fortschrittzeitalters hat sich bei uns eingeschrieben. Doch mit bewussten Entscheidungen kann man sich nach und nach hiervon lösen.
Eine Schlüssellektüre war für mich in dieser Hinsicht Michael Braungarts „Cradle to Cradle“. Die Devise „Von der Wiege bis zur Wiege“ bezweckt, dass neue Produkte nach Gebrauch zur Grundlage von wieder etwas Neuem werden können, statt auf den wachsenden Müllbergen zu landen. In der Modebranche, über die ich seit vielen Jahren als Journalistin schreibe, sind die Müllberge besonders groß.
Das kümmerte mich zunächst nicht wirklich, obwohl ich schon lange „grün“ angehaucht bin. Ich achte auf Mülltrennung und Stromsparen, esse vorwiegend vegetarisch und fast ausschließlich Lebensmittel aus Bio-Anbau. Zudem fahre ich ein Elektroauto. Doch als Teil der Fashion-Szene war auch ich dem dort üblichen Wunsch nach immer Neuem verfallen. Ich merkte irgendwann, dass das Grundkonzept der Modebranche in die falsche Richtung führt. Mode baut auf steter Erneuerung des eigenen Seins auf. Genau das ist absurd. Wir können uns nicht erneuern, bloß weil wir etwas Neues erwerben. Auch werden ältere Dinge nicht einfach unbrauchbar. Doch der springende Punkt ist: Textilien bestehen aus wertvollen Rohstoffen. Die Ressourcen der Erde sind aber begrenzt. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Produktion von Kleidungsstücken angeblich verfünffacht. Die Textilbranche gilt als zweitgrößter Umweltverschmutzer der Industrie. Wenn wir nicht weniger kaufen und auch bei Kleidung in Recycling-Kreisläufen denken, zerstören wir irreparabel unsere Lebensgrundlagen.
The Serene Style beeinflusst inzwischen auch mein Schreiben als Journalistin. Mein sonstiges Leben sowieso. Die Chloé-Bluse habe ich übrigens nicht gekauft. Sondern mich nach langem Zögern eine Saison später für ein Valentino-Teil entschieden (Valentino wurde von Greenpeace als nachhaltigstes Label der Luxusindustrie gelobt). Bei meinen Schuhen sorgt Schuster Klapper in Hamburg für ein deutlich verlängertes Leben. Die Thermoskanne habe ich inzwischen wieder intakt vom Hersteller zurück erhalten. Meine Pullover von einer Strickerei ausbessern lassen. Und ein Paket alter Kleidung an die sehr ethisch agierende Kleiderstiftung Spangenberg zur Weiter- oder Wiederverwertung geschickt. Alles keine große Sache. Man muss nur einfach mal neu denken (Beitragsbild: © Stocksy).
Hier sind übrigens die Adressen vom Schuster (gilt als der beste in Hamburg) und von der Strickerei:
- Schuster Werner Klapper, Rothenbaumchaussee 7, 20148 Hamburg
- Strickerei Waltraud Richter, Pilatuspool 9, 20355 Hamburg
Danke für den Artikel. Mach weiter so!