Jetzt läuft wirklich der weihnachtliche „Countdown“ – in vier Tagen ist schon Heiligabend. Gestern war die Hamburger Innenstadt brechend voll, alle im Laufschritt, um noch ein paar „Last-Minute-Geschenke“ zu ergattern. Was eignet sich da besser als ein schönes Buch? Zumal ja dann, in den meist ruhigen Tagen „zwischen den Jahren“, endlich einmal Zeit zum ausgiebigen Lesen ist. Hier kommen ein paar Büchertipps mit meinen Lieblingstiteln dieses Jahres. Wie schon im vergangenen Jahr typgerecht aufgeteilt:
Für alle, wirklich alle Lieben, die gerne lesen:
Daniel Kehlmann: „Tyll“. Ein wunderbares Buch. Großartig geschrieben, super konstruiert, fesselnd, und man lernt auch noch etwas. Kehlmann versetzt die Figur Till Eulenspiegels in den Dreißigjährigen Krieg. Eigentlich soll der legendäre Schalk im 14. Jahrhundert gelebt haben, hier tritt er nun also etwa 300 Jahre später auf den Plan. Sonst ist vieles historisch belegt – Nebenfiguren etwa wie der fanatische Jesuit Oswald Tesimond, der in die englische „Pulververschwörung“ verwickelt war. Mit Tyll und seiner Freundin Nele streicht man durch die vom Krieg verwüsteten Lande und wird selbst zu einer Art Vagabund.
Rowohlt Verlag Reinbek, € 22,95.
Für den geschichtsinteressierten Bruder:
Robert Harris: „München“. Ähnlich gut recherchiert wie Kehlmann. Aber ganz anders gemacht. Ein superspannender Thriller über die Tage vor dem Münchner Abkommen 1938, das die Sudetenkrise beendete und gleichzeitig Deutschland unter Hitler freie Hand im Sudetenland gewährte. Wahrscheinlich ein fataler Fehler. Hauptfiguren sind ein britischer und ein deutscher Diplomat, letzterer Teil einer Widerstandszelle gegen die Nazis. Absolut lesenswert.
Heyne Verlag, München, € 22,00.
Für den Cousin, der die Natur liebt:
Josef H. Reichholf: „Haustiere“, Was für ein schönes Buch! Ob Hund, Katze, Ziege, Kuh oder sogar Ratte: Liebevoll erzählt Josef H. Reicholf die Geschichte der Tiere, mit denen wir uns seit Jahrtausenden gewollt oder ungewollt umgeben. Wunderbar illustriert.
Matthes & Seitz Verlag Berlin, € 28,00.
Für die schöngeistige Seelenfreundin:
Stefan Zweig: „Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers“. Stefan Zweig erlebt gerade eine kleine Renaissance. Zumindest in meinem Umfeld: Die „Sternstunden der Menschheit“ lieben zum Beispiel meine Tochter und ihre Freundinnen. Und dann ist dieser feinfühlige Humanist nun – 75 Jahre nach seinem Freitod – gerade auch noch mit dem wichtigsten Orden Brasiliens ausgezeichnet worden. Der Emigrant Zweig lebte von 1941 bis 1942 in der Nähe von Rio de Janeiro. „Die Welt von Gestern“ ist eines seiner letzten beiden Bücher. Es ist ein Erinnerungsbuch, das die Lebenswelt und die Einstellungen im 20. Jahrhundert anschaulich beschreibt. Elegant, präzise und sehr lebendig – obwohl der Verfasser selbst hochgradig verzweifelt war. Diese Neuausgabe wurde hervorragend ediert und kommentiert.
S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main, € 32,00.
Für rebellische Jugendliche oder Erwachsene:
Matthew Weiner: „Alles über Heather“. Eine schön schwarze Geschichte. Etwas perfide und so gut gemacht wie ein Hitchcock-Film. Das Ehepaar Breakstone vergöttert die gemeinsame Tochter Heather. Der kriminelle Loser Bobby auf seine Weise auch. Und beschließt, sie grausam zu entführen. Matthew Weiner arbeitet beim Schreiben wie mit dem Seziermesser der Psychologie. Er ist übrigens der Drebuchautor der Serie „Mad Men“ und daher an einen gewissen Zynismus gewöhnt.
Rowohlt Verlag Reinbek, € 16,00.
Als Mitbringsel zur Weihnachtsgans:
Axel Hacke: „Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen“. Ein Buch zur rechten Zeit, denkt man sofort. Denn so richtig toll gehen wir alle gerade nicht miteinander um. Befeuert durch die sozialen Medien fegt ein scharfer, oft schamloser Ton wie ein rauer Wind durch die Welt. Wo bleibt da der Anstand? Axel Hacke moralisiert aber zum Glück nicht. Sondern er fragt erst einmal, was das überhaupt ist: Anstand?
Kunstmann Verlag München, € 18,00.
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