Vier Tage Fashion-Week in der Hauptstadt heißt für Modeleute vor allem rennen – die Standorte der verschiedenen Messen und Schauenlocations sind gut verteilt. Wie schön, dass man trotzdem manchmal noch Zeit zum Staunen hat. Über die wunderschönen Entwürfe meiner derzeitigen Nachwuchs-Favoritin Nobieh Talaei zum Beispiel mit ihrem fast gleichnamigen Label „Nobi Talai“. Sie zeigte (neben ihren Entwürfen für das kommende Frühjahr im Vogue-Salon) Recycling-Couture in der US-Botschaft. Der sympathische US-Botschafter John B. Emerson und seine Frau Kimberley hatten rund 250 Gäste in Zusammenarbeit mit der Vogue und dem Fashion Council Germany zu einer Veranstaltung „Sustainability & Style“ eingeladen.
Vorgestellt wurden die Entwürfe von vier jungen Designern, die aus Vintage-Jeans von Firmen wie Calvin Klein gearbeitet waren. Nobieh schoss mit ihren gerundeten Röcken und gezwirbelten Stoffblüten den Vogel ab. Letztere hatte sie zum Teil im Backofen in Form erhitzt, verriet sie mir. Nachhaltig und nachahmenswert.
Ein anderes Highlight war die Schau von Odeeh im Rohbau des Berliner Schlosses. Bis am späten Nachmittag war dort noch gehämmert worden, ab 17.00 Uhr wurde die Helmpflicht aufgehoben. So beeindruckend wie als Baustelle wird das Schloss nach Fertigstellung bestimmt nicht mehr sein. Die rohe Geometrie erschien manchmal wie einem Gemälde entsprungen. Und die tollen Entwürfe von Jörg Ehrlich und Otto Drögsler taten das ihrige dazu. Sportswear mit lockeren Hosen und dazu fein gerundete Volant-Oberteile, zarte Kleider, ornamentale Blütendrucke und die für Odeeh typischen vollkommen harmonischen Farbkombinationen. Statt Helm: Chapeau!
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