Eine der größten Überraschungen bei der Berliner Fashion Week: Der „Green Boulevard“ von kleiderbeigehesshessnatur. Ich schätze das Butzbacher Unternehmen seit vielen Jahren, da es wie nur wenige von Anfang an auf konsequent ökologische Kleidung setzte und sich um faire Arbeitsbedingungen kümmert. Explizit modisches Design war bisher jedoch (leider) nur bei wenigen Entwürfen zu finden. Anders sieht es in der kommenden Wintersaison aus: Die seit April vergangenen Jahres wirkende Chefdesignerin Tanja Hellmuth (früher St. Emile) hat ganze Arbeit geleistet: Ein toller beigefarbener Fransenpullover, ein Minikleid im Sixties-Stil mit abstraktem Print, Teddyplüsch für Jacken und coole hochhackige Stiefel in Camel oder Bordeaux ergaben genau den richtigen Look.

Zur liebevoll gestalteten Installation gab es eine Podiumsdiskussion mit einem meiner fransenhessLieblingskollegen, dem klugen und in Sachen Modekritik unschlagbaren Alfons Kaiser von der FAZ, dem Trendforscher Eike Wenzel (Institut für Trend- und Zukunftsforschung) und Marc Sommer, Geschäftsführer von hessnatur zum Thema: „Slow Fashion – Zukunft oder Utopie“. Wenzel konstatierte zu Recht, dass die Mode hinter Bereichen wie Ernährung und Kosmetik in Bezug auf Nachhaltigkeit weit zurückbleibe. „Alle anderen reden über das Klima. Nur die Mode steckt noch im finsteren 19. Jahrhundert“, sagte er. Für ihn ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Textilunternehmen sich hier umstellen. Alfons Kaiser sah dies skeptischer und verwies auf den großen Erfolg und die Marktanteile von billig gemachter „Fast Fashion“. Hoffen wir, dass Wenzel Recht behält. Recht hatte auf jeden Fall Marc Sommer. Er meinte am Ende der lohnenswerten Veranstaltung, dass ökologische Mode dann funktioniere, wenn sie auch gut aussieht. Bravo! (Bilder: hessnatur)

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